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Kontoauszüge, Kaffee – oder einen Schreibtisch?

Wer Neue Arbeit an hippen Orten erleben möchte, fährt meistens nach Berlin. Dabei gibt es im Umland der Großstadt Konzepte zu sehen, die fast noch spannender sind. Ein Ausflug nach Frankfurt (Oder).


Florian und Sophie auf Inspirationsreise im BLOK O

„Gibt es da eigentlich irgendwas Schönes zu sehen?“ frage ich zehn Minuten, bevor wir in der knapp 60.000 Einwohner großen Stadt ankommen. Der ältere Herr, der neben mir im Zug sitzt, lacht. „Ne, Frankfurt ist tot!“, sagt er und mir kommen langsam Zweifel, ob der weite Weg von Wuppertal hierher sich tatsächlich lohnt. Florian und ich sind auf dem Weg ins „BLOK O“. Ausgerechnet hier – eine Stunde Zugfahrt entlang des Spreewalds von Berlin entfernt – will Florian ein innovatives Beispiel für die Zukunft von Coworking und Arbeitswelt aufgetan haben. Wir werden sehen.


Als wir im Coworking Space „BLOK O“ ankommen, ist allerdings schon auf den ersten Blick klar: das hier ist ganz sicher der „berlinischste“ Ort der Stadt. Ein gut gelaunter Barista mit zusammengebundenen Haaren zaubert an einer Siebträgermaschine Latte Art auf den Cappuccino und von einer rohen Betondecke hängen Lampen an über Kreuz gespannten Kabeln herunter.

Gut, dass "Hallo Frankfurt" an der Wand steht – sonst könnten Besucher glatt meinen, sie seien in Berlin.

So weit, so stylisch – aber auch so klassisch oder erwartbar für einen Coworking Space. Der Grund, warum wir heute hier sind, steht in der hinteren Ecke des Raums und wirkt in diesem Umfeld fast wie ein Dinosaurier – ein Kontoauszugdrucker. Denn das BLOK O ist ein Projekt der Sparda Bank, die hier so etwas wie die Filiale der Zukunft kreiert hat. Regelmäßig kommen Leute herein, die Geld abholen und gleich wieder raus gehen. Genauso setzen sich aber einige Kunden anschließend für einen Kaffee hin und eine der „Coworkerinnen“ im vorderen Bereich des Raums ist eine Bankberaterin, die hier ihren nächsten Kundentermin vorbereitet.

Frankfurt (O) liegt gleich an der polnischen Grenze. Daher sind im BLOK O auch die Gäste aus der Nachbarstadt willkommen.

„Das BLOK O ist eine vollfunktionsfähige Sparda Bank Filiale“, erklärt uns Projektmanager Tobias Kremkau. „Aber eben auch ein Coworkingspace und ein Café.“ Genau für diese beiden Kernkompetenzen hat die Sparda Bank sich das St. Oberholz als Partner ins Boot geholt, für das Tobias arbeitet. Das St. Oberholz ist so etwas wie die Wiege des Deutschen Coworking. Vor 14 Jahren eröffnete der Space am Rosenthaler Platz in Berlin. Während dort auch heute noch Freelancer und StartUps bei gutem Kaffee an ihren Geschäftsideen basteln, ist das St. Oberholz inzwischen sozusagen „missionarisch“ unterwegs und bringt Coworking dahin, wo es gebraucht wird – nun offensichtlich auch nach Frankfurt an der Oder.

Tobias Kremkau erklärt uns das Prinzip BLOK O, das das St. Oberholz für die Sparda-Bank entwickelt hat.

Damit aus dem Nebeneinander der verschiedenen Nutzungen kein Durcheinander wird, steht im Eingangsbereich des BLOK O deutlich lesbar „Kaffee“ und „Banking“ auf dem Boden mit entsprechenden Pfeilen nach links und rechts. „Das haben die Leute vorher immer verwechselt“, scherzt Tobias. Tatsächlich sind die Übergänge fließend: Die Bankmitarbeiter können auch ein Tagesticket für Coworking-Gäste einbuchen und das Community Management unterstützt, wenn es am Automaten mal hakt. Nur beim Kaffee hört der Spaß auf: „Den dürfen nur unsere Barista machen!“


Das Konzept geht auf und schafft in Frankfurt an der Oder genau das, wofür Coworking im Kern steht – Community. Denn durch die verschiedenen Zielgruppen von Café, Coworking und Bank entstehen hier Begegnungen, die sonst gar nicht stattfinden würden. Gezielte Veranstaltungen locken zusätzlich die Frankfurter Geschäftsleute an und laden zum Diskurs darüber ein, wie die Innenstadt Frankfurts sich in Zukunft entwickeln soll.


Das BLOK O sollte ein Blick in die Zukunft der Sparda Bank sein. Doch es wirft auch einen Blick in die Zukunft Frankfurts und damit eigentlich jeder Stadt, weil es ein paar ganz entscheidende Fragen stellt: Wo werden sich die Menschen in Zukunft in der Stadt begegnen? Wo tauschen sie sich aus? Wie gestalten wir die Offline-Welt, während sich ein wachsender Teil unseres Lebens online abspielt?

Mit diesen Fragen und vielen Ideen für Antworten im Kopf fahren wir am Ende des Tages zurück Richtung Heimat – und fangen noch im Zug an, zu diskutieren, was wir nun für Wuppertal daraus machen können.


Danke an Tobias Kremkau vom St. Oberholz für die Zeit und den spannenden Austausch sowie an das ganze BLOK O Team für die Gastfreundschaft.




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